zweifärbig

zweifärbig

zweifärbig

Auf den ersten Blick wirkt dieses Bild beinahe leer. Ein dunkles, fast monochromes Feld, eingerahmt von einem violettbraunen Rahmen, dessen Enden etwas unbeholfen zusammengefügt sind. Erst beim zweiten, genaueren Hinsehen taucht in der Bildmitte ein winziger Fisch auf – schwarz-weiß gestreift, schwimmend in einem endlos scheinenden Dunkel.

Dieser Fisch ist nicht einfach nur ein Fisch. Er ist ein Sinnbild für eine Weltsicht, die alles in klar abgegrenzten Kategorien wahrnimmt: schwarz oder weiß, richtig oder falsch, gut oder böse. Kein Grau, kein Dazwischen, keine Zwischentöne. Psychologisch gesehen spiegelt dies das sogenannte dichotome Denken wider, das Menschen oft in die Falle der Vereinfachung lockt – eine Art geistiger Autopilot, der die Komplexität des Lebens auf überschaubare, aber eben auch einschränkende Raster reduziert. Der Fisch schwimmt in einer Welt, die für ihn zwar eindeutig ist, aber eben auch bedrückend eng, da sie keine Vielfalt zulässt.

Der Rahmen wiederum erzählt eine zweite Geschichte. Er hält zusammen, was sonst auseinanderfallen würde, er schützt und begrenzt – doch gleichzeitig verrät seine Machart etwas über das Konstrukt des Lebens, das hier visualisiert wird: mit Heißkleber notdürftig zusammengefügt, die Ecken schief, die Enden übereinandergelegt. So wie manche Biografien wirken auch diese Rahmen: funktional, aber nicht elegant. Man könnte sagen: „Hauptsache, es hält!“ – eine Lebensphilosophie, die charmant pragmatisch, aber auch ein bisschen improvisiert wirkt.

Farblich fügt sich der Rahmen zwar ein, aber er macht nicht wirklich Freude. Genau das könnte als Kommentar auf den Versuch verstanden werden, das Leben in starre Grenzen zu pressen: Man kann es tun, es sieht sogar halbwegs passend aus, aber man spürt, dass etwas nicht ganz stimmt.

Philosophisch betrachtet zeigt das Werk also das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Unordnung, zwischen dem Bedürfnis nach Klarheit und dem Verlust von Vielfalt. Der Fisch, in seiner simplen Schwarz-Weiß-Logik, wirkt beinahe verloren in der Weite, während der Rahmen ihm vorgibt, was Halt bedeutet – wenn auch in etwas unbeholfener Bastelästhetik.

Und genau hier liegt der subtile Humor: Das Leben ist eben kein perfekt gefertigter Designerrahmen. Es ist mehr Heißklebepistole als Goldschnitt, mehr Improvisation als Perfektion. Die Ironie dabei: Ausgerechnet die, die alles streng in schwarz und weiß einteilen wollen, sind am Ende selbst in einem „zusammengeklepten“ System gefangen, das weder elegant noch stabil wirkt – aber immerhin: es hält.

Wellen – Unikat aus der Serie Reframing | Kunstwerk 2025
„zweifärbig“ ist ein zweiteiliges Unikat aus der Serie reframing von 2025. Format: 30,5 x 30,5 cm und 17,5 x 17,5 cm. Ein minimalistisches, farblich reduziertes Kunstwerk mit starker konzeptueller Aussage.

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